Betreiben die Ampel-Koalitionäre nur Klimaheuchelei?
von Werner Glowka, CDU-Vorsitzender Radebeul
Wenn die Ampelparteien Klimaschutz ernst nehmen würden, dann müssten
wir eine ganz andere politische Diskussion haben. Die Kernfrage müsste
dann lauten: Wie schaffen wir es, den CO2-Ausstoß schnellstmöglich weltweit zu bremsen und möglichst frühzeitig zu verringen? Der verengte Blick auf Deutschland rettet das Klima nämlich nicht!
Was wäre zu tun?
1. Um des Klimas willen: Massive
Investitionsinitiative für erneuerbare Energien in Afrika und Asien -
Ein zweites China darf es nicht geben!
China hat sich erlaubt, innerhalb einer Generation mit Hilfe von
Kohle, Öl und Gas ein Industrieland zu werden, wofür der Westen 200
Jahre brauchte. Heute stößt China mehr CO2 aus, als jedes andere Land, auch wenn der Pro-Kopf-Ausstoß Chinas noch unter unserem Niveau liegt.
In Afrika und Asien hungern weitere Hunderte von Millionen junger
Menschen nach einem Leben in Wohlstand und schicken sich an, es China
nachzumachen. Und die Bevölkerung wächst dort in den nächsten
Jahrzehnten rasant weiter. Wo bleibt die Investitionsoffensive der
Klimaschützer, die diesen Ländern hilft, das fossile Zeitalter zu
überspringen? Fehlanzeige sowohl in den Wahlprogrammen als auch im
Sondierungspapier!
Ja, Investitionen für andere Länder zu finanzieren ist teuer und dem
deutschen Wähler schwer zu vermitteln. Aber mit erneuerbaren Energien in
Afrika und Asien zig zusätzliche Kohlekraftwerke zu verhindern, ist ein
Vielfaches klimawirksamer als das Ende der Braunkohle in der Lausitz
ein paar Jahre vorzuziehen. Wer glaubt denn wirklich, Hunderte von
Millionen lebenshungriger Menschen lassen sich ihre Aussichten auf
Wohlstand nehmen? Wer friert, heizt mit allem, was warm macht, wer
hungert, kocht mit allem, was brennt, und wer Strom braucht, der erzeugt
ihn mit dem was er hat und sei es Diesel oder Kohle.
2. Um des Klimas willen: Lasst die Atomkraftwerke länger laufen und lasst anderen Ländern ihren Willen!
Wenn die grün-gelb-roten und freitäglichen Klimaschützer es ernst meinen würden mit einer raschen CO2-Minderung, dann müssten sie die Reihenfolge des Atom- und Kohleausstiegs umdrehen. Es ist irrwitzig, den CO2 Ausstoß zu beklagen und gar neue Gaskraftwerke zu fordern und zugleich die CO2
arme Atomkraft im nächsten Jahr auslaufen zu lassen! Wo soll der Strom
denn herkommen für all die E-Autos und Wärmepumpen, die unseren
Strombedarf explodieren lassen? Ja, Atomkraft trifft die Grünen ins
Mark, aber solange die erneuerbaren Alternativen nur auf dem Papier
stehen und bei Dunkelflaute nichts liefern, brauchen wir nun mal Strom
aus fossilen Quellen. Wer regieren will, der muss Tatsachen
berücksichtigen, denn er hat Verantwortung. Zumindest sollten die Grünen
anderen europäischen Ländern wie Frankreich keine Knüppel zwischen die
Beine werfen, wenn diese weiterhin auf Atomkraft setzen. Vielleicht
werden wir bald dankbar sein, wenn wir im Winter dank Atomstrom aus
Frankreich einen Blackout vermeiden können. Im Übrigen gilt: Mit
politischen Alleingängen machen wir uns in Europa keine Freunde.
3. Um des Klimas willen: Gebt den Widerstand gegen die CO2-Abspaltung und Speicherung auf und unterstützt diese Technologie mit aller Kraft!
Viele Länder setzen darauf, bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas CO2
abzuscheiden und unterirdisch zu lagern etwa in früheren Erdgasfeldern.
Auch das schützt das Klima! In Deutschland wurden Proto-Typen aufgrund
des auch von den Grünen forcierten Widerstands und Ängsten der
Bevölkerung nicht weiter gebaut. Es wird höchste Zeit, diese sogenannten
CCU-Optionen (carbon capture and utilization) offensiv zu verfolgen.
Doch nichts davon hören wir von den Grünen.
4. Um des Klimas willen: Spielt Kohle nicht unfair gegen Erdgas aus!
Neue Gaskraftwerke sollen den Kohleausstieg beschleunigen, weil diese viel weniger CO2 ausstoßen würden, heißt es von grün-gelb-rot. Doch das stimmt nicht, denn bei diesem Vergleich wird der CO2-Ausstoß
für die Förderung und den Transport des Erdgases teilweise um die halbe
Welt einfach ausgeblendet. Rechnet man dies dazu, dann schmilzt der
Vorteil gegenüber der heimischen Braunkohle ziemlich dahin. Ein Grund
mehr, am Kohlekompromiss festzuhalten. Bevor die Regierungsoption
bestand, haben die Grünen Gaskraftwerke vehement abgelehnt.
5. Um des gesellschaftlichen Klimas willen: Verteufelt Diesel- und andere herkömmliche Autofahrer nicht!
Wer heute bei uns ein E-Auto fährt, der verlagert seinen Auspuff nur
ins nächste Kraftwerk nach Boxberg oder nach Lippendorf und fördert
damit den Braunkohleeinsatz. Studien zur Energiebilanz von E-Autos
belegen, dass diese derzeit viele Tausend km gefahren sein müssen, um
einen energetischen Vorteil gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor haben.
Wenn die künftig Regierenden in Berlin gesellschaftliche Spaltungen
gerade in Ostdeutschland verringern wollen oder gar der AfD den Wind aus
den Segeln nehmen wollen, dann sollten sie die Moralkeule einmotten,
auch wenn es schwerfällt. Wenn E-Autos oder Brennstoffzellenautos einmal
tatsächlich wirtschaftlicher werden als herkömmliche Autos, dann wird
die Umstellung der Fahrzeugflotte ganz von allein kommen.
Liebe Ampelkoalitionäre, ihr müsst euch entscheiden, ob ihr wirklich
wirksamen Klimaschutz wollt oder nicht! Bislang sehe ich das nicht –
schade und traurig für unser Land und die ganze Welt.