Antrag der CDUpgrade zum CDU-Landesparteitag 2023
Titel: Aufbau eines neuen Wirtschaftsprogrammes – internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern, Neuansiedelungen schaffen und Wirtschaftsstandorte erhalten
Antragssteller: CDU Kreisverband Meißen
Beschluss: Der Landesvorstand der Sächsischen Union wird damit beauftragt, für die kommende Legislaturperiode ein neues Wirtschaftsprogramm zu erstellen. Das Wirtschaftsprogramm der CDU Sachsen soll definieren, welche wirtschaftlichen Schwerpunkte und Potentiale in Sachsen existieren und wie diese optimal genutzt werden können. Im Kern geht es dabei, um die Chancen und Notwendigkeiten für Neuansiedelungen und um die Evaluation der Bedeutung und Sicherung bereits bestehender Wirtschaftszweige. Das Wirtschaftsprogramm soll den Freistaat für die kommenden Jahre befähigen, am internationalen Wettbewerb mithalten zu können und gezielte Förderinstrumente zu entwickeln und einzusetzen.
Begründung:
Im Juni 2023 löste die Mitteilung der Meyer & Burger GmbH eine bundesweite Debatte zu staatlichen Förderungen als Kriterium zur Standortsicherung in Deutschland aus. Diese Entwicklung gilt es aus betriebs- und volkswirtschaftlicher, aber auch aus politischer Hinsicht zu analysieren und zu bewerten.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vermittelte daraufhin zwischen der EU und Meyer & Burger und einige Zeit später wurde der Meyer & Burger GmbH eine EU-Förderung in Höhe von 200 Mio. Euro aus dem Fördertopf „Clean Tech Manufacturing“ zugesagt. Wie ist das zu bewerten?
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht:
In der betriebswirtschaftlichen Theorie werden strategische Entscheidung, wie z.B. Betriebsstandorte, in der Regel, mit Hilfe mehrteiliger Investitions- und Kostenvergleichsrechnungen ermittelt und bewertet. Subventionen und Förderungen werden in diesen Rechnungen nicht berücksichtigt. Dies ist begründet darin, dass ein Unternehmen in der Lage sein muss, unabhängig vom Staat, dies beinhaltet Fördergelder und Subventionen, zu agieren und Entscheidungen zu treffen. Der Staat hat mit seinen Instrumenten lediglich die Rolle eines Rahmengebers, der Investitionsanreize schaffen soll.
Jedoch dürfen diese Instrumente nie zu einem festen Kriterium für strategische Entscheidungen der Unternehmen werden. Förderungen und Subventionen fungieren in jedem Fall als „Opium“ für die Unternehmen. Dies muss zu jeder Zeit bedacht werden!
Aus volkswirtschaftlicher Sicht:
Für die Gesamtheit der deutschen Unternehmen, stellt uns der Fall „Meyer & Burger“ vor eine schwierige Situation. Hier besteht ein reales Risiko für einen Dominoeffekt, wo Unternehmen die brachiale Vorgehensweise von Meyer & Burger bei der Forderung von Fördergeldern mit der Drohung der Abwanderung adaptieren und ebenfalls anwenden. Damit steht dann nicht nur der Staat in einer schwierigen Situation, sondern auch die externen Förderinstitute und Banken, was somit in einer gefährlichen Kettenreaktion und Abwanderungswelle enden könnte, was die deutsche Wirtschaft noch härter treffen könnte, als die vergangene Corona-Pandemie.
Aus politischer Sicht:
Egal wie kritisch der Fall und die Vorgehensweise aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht ist, so ist der Kern des Problems keinesfalls zu verwerfen – die Gefahr der Unternehmensabwanderungen. Dieses Problem ist real und geschieht nun schon seit mehreren Jahren in jedem Bundesland. In selber Natur haben wir auch eine vergleichsweise hohe Sterbequote von Unternehmen.
Die politische Frage lautet also: „Wie verhindern wir Abwanderungen und Unternehmenssterben und stärken das Unternehmertum?“
Für die Sächsische Union und auch den Freistaat gilt es deswegen, ein neues Wirtschaftsprogramm aufzusetzen und sich dabei an folgenden Leitfragen zu orientieren:
1. Welche Industrien bzw. Wirtschaftsbranchen sollten wir im Freistaat (und ggf.Deutschland) erhalten und aufbauen?
2. Wie können wie Neuansiedelungen schaffen und diese im Freistaat halten?
3. Was sind uns diese Standorte wert bzw. wie weit gehen wir für diese Standorte?
4. Welchen Mehrwert bieten uns diese Standorte? (z.B. Wertschöpfung)?
5. Welche Rolle können die staatlichen Instrumente, wie z.B. Förderinstrumente, dabei spielen?
6. Wie können Freistaat und EU zusammenzuarbeiten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Welche staatlichen Regelungen benötigt es gegebenenfalls?
Das Wirtschaftsprogramm soll für die Union als Zukunftsprogramm für die nächsten Jahre verwendet werden. Es soll Handlungsempfehlungen und Strategien für den Umgang mit Forderungen ausgehend von Abwanderungsdrohungen beinhalten und Orientierungspunkte zur Entscheidungsfindung und Prioritätensetzung im internationalen Wettbewerb feststellen.
Wichtig zu ergänzen ist, dass im wir im Wettbewerb gegen Staaten wie die USA oder China bzw. gegen Instrumente wie den IRA auch auf die EU angewiesen sind. Dementsprechend muss im Wirtschaftsprogramm auch geklärt werden, welche Rolle die EU einnehmen soll und wie man diese Themen erfolgreich in die europäische Ebene transportiert.