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Radebeuler Bürgerdialog zu Fachkräftemangel, Demografiewandel und aktueller Wirtschaftslage

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Radebeuler Bürger sind besorgt um die aktuelle Lage!

Eröffnet wurde der Bürgerdialog von Moderator Tobias Heinemann. Zum Anfang stellte er die Veranstaltungsreihe "Brücken bauen statt Gräben vertiefen" vor und brachte den Bürgern das Konzept hinter der Reihe nähe. Auf einer respektvollen Ebene mit angemessener Diskussionskultur begegnen sich Bürger und Interessensvertreter und diskutieren über ihre Meinungen, Fragen und Sorgen.

Oberbürgermeister Bert Wendsche hielt anschließend seine einleitenden Worte und führte mit einem Vortrag in die Materie ein. Er nahm Bezug auf den Zeitraum 2010 - 2020, da man ab 2021 nur von einer außergewöhnlichen Situation für Bund, Land und Kommune sprechen kann. Wichtig wäre, den Normalstand im Auge zu haben.
Eine große Herausforderung sieht OB Bert Wendsche im Demografiewandel. In ganz Sachsen verzeichnen die Kommunen Abstriche in der Bevölkerungsstatistik. Ausnahme ist beispielsweise Leipzig, welche ein Plus verzeichnet. Im Landkreis Meißen steht Radebeul mit einem Arbeitsplatzwegfall von ca. 1,3% für die kommenden Jahre relativ weit vorne. Anders sieht es in Röderaue aus, wo man mit bis zu 23% rechnen muss. Die Rentenverschiebung ist hierbei noch nicht mit einberechnet.
Hervorheben muss man hier auch die Bedeutung von den Hochschul- und Universitätsstandorten. Die Magnetfunktion zieht viele junge Menschen aus ganz Deutschland an, welche nicht unbedingt in Städten wie Dresden wohnhaft werden, sondern sich im Umland wie z.B. Radebeul ansiedeln. Kritisch muss man hier die Versuche von Dresden beobachten, Studenten mit sozialem Wohnungsbau in der Stadt halten zu wollen.
Zur Thematik Wirtschaftsdynamik sieht es ebenfalls mager für Sachsen aus. So steht Sachsen nach 10 Jahren nur bei rund 1,4%. Radebeul selbst ist ca. 20% vom bundesweiten Durchschnitt entfernt.

Prof. Dr. Ragnitz vom Ifo-Institut führte anschließend zur aktuellen Situation im Freistaat Sachsen aus. Ein Lichtblick sieht er hier in den aktuellen Befragungen der Bevölkerung. Rund 70% der sächsischen Bevölkerung stehen der aktuellen Situation optimistisch gegenüber, was nach seiner Einschätzung gegenteilig zur Mediendarstellung ist. Der starke Nachgang der Wirtschaftsleistung bzw. Wirtschaftsdynamik lässt sich unter anderem mit der Kleinteiligkeit der Wirtschaft erklären. Auch wenn ein Fachkräftemangel herrscht, so wird beispielsweise die Anzahl benötigter Fachkräfte aufgrund von Bevölkerungsrückgang (10%-12% Minus in der Bevölkerung) und technischem Fortschritt ebenfalls zurückgehen. Der Bevölkerungsrückgang lässt sich durch niedrigere Geburtenzahlen und Abwanderung erklären. Auf Zuwanderung wird seiner Meinung nach zu viel gesetzt, da sich unsere Bevölkerungsentwicklungen den Situationen in anderen Ländern ähnelt und Deutschland auch nicht unbedingt attraktiv für Fernarbeiter ist. Der Lohnsektor wird sich zusammen mit dem Fachkräftemangel verschieben. Zu Ostdeutschland herrscht eine relativ nüchterne Einstellung. So ist davon auszugehen, dass Ostdeutschland durchaus mit Strukturschwäche zu kämpfen haben wird. Aber das darf nicht negativ gesehen werden, da es auch große Fortschritte zu begutachten gibt. Sachsen steht mit 6% Arbeitslosigkeit kurz vor der Vollbeschäftigung und hat sich sehr gut mit Standortspezialisierungen gesichert. Zu den Standorten gehören unter anderem die Halbleiter-, Chip-, PV- und Wasserstoff-Industrie.

Als CDU Stadtverband Radebeul erkennen wir diese Herausforderungen und ergreifen deswegen in unserer Stadtpolitik Maßnahmen, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Der Bürgerdialog wird im Mai und September fortgeführt.


Verfasser: Maximilian Speidel