Energienetze 1

Was geschieht, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Gehen dann künftig die Lichter aus?

Ohne große Stromspeicher wird der Kohleausstieg schwierig

Das abgeschaltete Pumpspeicherwerk Niederwartha mahnt zum Handeln.

Was ist, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Wie kann eine sichere Stromversorgung bei der angestrebten Klimaneutralität aussehen? Diesen Fragen gingen die Teilnehmer am Online-Forum der Radebeuler CDU und des CDU-Landesfachausschusses Umwelt- und Energiepolitik zur Energiesicherheit nach.

Wie eine kalte Dusche oder ein Realitätsschock wirkten die Kurzvorträge der geladenen Wissenschaftler Prof. Jürgen Beckmann von der TU Dresden und Prof. Harald Schwarz von der TU Cottbus-Senftenberg, die beide leidenschaftlich für mehr Sachlichkeit und Realitätssinn bei der deutschen Energiewende warben: Ein Abschalten von Kohlekraftwerken könne aus Gründen der Versorgungssicherheit nur in dem Maße erfolgen, wie erneuerbarer Strom zum jeweils benötigten Zeitpunkt verlässlich vorhanden sei. Während bei konventionellen Kraftwerken die gesicherte Leistung bei rund 90 % liege, sei das bei Strom aus Wind oder Sonne derzeit nur im Umfang zwischen 0 % und 2 % der Fall. Eine höhere Verlässlichkeit lasse sich nur durch großvolumige neue Stromspeicher erreichen (Batterien, Wasserstoff, etc.). Diese stünden in den nächsten Jahren aber in noch viel zu geringem Ausmaß zur Verfügung. Auch der dafür notwendige Stromnetzausbau sei erst zu gut 10 % realisiert. Gleichzeitig werde in Kürze erstmals die tatsächlich benötigte Höchstlast an Strombedarf nicht mehr vollständig durch konventionelle Kraftwerke abgesichert sein. Diese Lücke führe zu erheblichen Versorgungsrisiken. Deshalb komme es darauf an, neben dem Ausbau der Erneuerbaren aus Wind und Sonne auch eine planbare und verlässliche Erzeugung mit möglichst wenig CO2-Emissionen rasch zu etablieren.

Lars Rohwer, MdL, energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, warb dafür, trotz der aufgezeigten Risiken die großen Fortschritte der letzten Monate nicht zu vergessen. Inzwischen würden auch Banken und die Finanzwirtschaft immer stärker in nachhaltige Energieversorgung und in den Klimaschutz investieren und damit zu einer enormen Beschleunigung des Umstiegs beitragen.

Am Ende der nachdenklichen Diskussion zog Radebeuls CDU-Vorsitzender Werner Glowka folgendes nüchternes Fazit: „Die Politik tut gut daran, bei der Energiewende Naturwissenschaftlern, Technikern und Ingenieuren genau zuzuhören und sich unter Beachtung des Wünschenswerten auf das Machbare zu konzentrieren. Der abgeschaltete Stromspeicher vor unserer Haustür, das Pumpspeicherwerk in Niederwartha, mahnt uns jeden Tag zum Handeln.“